Plangesteuerte Projektmanagementmodelle
Das plangesteuerte Projektmanagement kennt unterschiedliche Projektmanagementmodelle.
Auf folgende Modelle wird in den nachfolgenden Abschnitten näher eingegangen:
- klassisches Wasserfallmodell
- iteratives Wasserfallmodell
- inkrementelles Wasserfallmodell
- V-Modell
- Spiralmodell
Waterfall
Das Wasserfallmodell ist historisch gesehen das älteste Prozessmodell.
Die Phasen sind klar abgegrenzt, liefern vordefinierte Dokumente und müssen abgeschlossen sein, bevor die nächste Phase beginnt. Es ist ein vollständig planorientierter Ansatz.
Wird normalerweise in kleinen Projekten verwendet, bei denen …
• die Anforderungen leicht zu definieren sind und sich voraussichtlich nicht ändern werden
• Projekt, Budget und Prozess vorhersehbar sind
• ein strenger (nicht flexibler) Prozess erforderlich ist
Projektionsprozesse in der Serienfertigung entsprechen dem Wasserfallmodell. Es handelt sich hierbei somit nicht um Projekte im eigentlichen Sinne, sondern um wiederholbare Arbeitspläne (standardisierte Verfahren).
Vorteile | Nachteile |
Linearer Prozess | Feste Phasen |
Intuitiv | Frühzeitiges Commitment |
Leicht verständlich | Keine Re-Iteration (ausgehend davon, dass in der Planung keine Fehler gemacht wurden) |
top-down | Keine Integration von neuen Anforderungen |
Planbar | Oft nicht praktikabel |
Nicht unterbrechbar (nicht aufhaltbar) |
Improved Waterfall
Traditionelle Wasserfallmodelle gehen von sehr bewährten, sich nicht ändernden Abläufen aus, wie sie beispielsweise in der Serienfertigung angewendet werden.
In richtigen Projekten ist dies nie der Fall, denn in Projekten wird folgendes erwartet:
• Umsetzung neuer Anforderungen oder
• Abbildung von Prozessänderungen
• Improved Wasserfallmodelle unterstützen dies. Es gibt folgende Modellarten:
• Iterativ: Alle Prozesse des Lebenszyklus durchlaufen, dann optionaler Rücksprung in eine beliebige Phase
• Inkrementell: Nach Durchlaufen einer einzelnen Phase optionaler Rücksprung zu einer beliebigen vorangegangenen Phase
Das improved Wasserfallmodell (iterativ oder inkrementell) setzt auf den grundsätzlichen Überlegungen des traditionellen Wasserfallmodells auf. Die Phasen sind auch klar abgegrenzt, liefern vordefinierte Dokumente und müssen abgeschlossen sein, bevor die nächste Phase beginnt. Und es ist weiterhin ein vollständig planorientierter Ansatz.
Es wird normalerweise verwendet, wenn …
• die Anforderungen leicht zu definieren sind
• nur kleine Änderungen auftreten können und im Budget eingeplant sind
• Projekt, Budget und Prozess vorhersehbar sind
• ein strenger, aber ein leicht flexibler Prozess erforderlich ist
Beispielsweise für die Musterfertigung, in der Sonderfertigung oder Individualfertigung, bei welchen Ziele klar definiert sind und auch der Weg zum Ziel bekannt ist, jedoch keine lineare unaufhaltbare Durchführungsprozesse garantiert werden können, kann improved Waterfall eingesetzt werden.
Vorteile | Nachteile |
Linearer Prozess | Feste Phasen |
Intuitiv | Frühes Commitment für einen Plan, aber Änderungsanforderungen können integriert werden |
Leicht verständlich | Geänderte Anforderungen können zu hohen Kosten führen |
top-down | Struktur neigt zur Degradierung (Strukturen lösen sich häufig langsam auf) |
Planbar | |
Nicht unterbrechbar | |
Wiederholbar (nicht aufhaltbar) |
V-Modell
Das V-Modell ist ein verbessertes Wasserfallmodell. Jede Phase ist wiederholbar, allerdings plangesteuert, nach den Ablaufplänen des Modells (siehe Pfeile oben). Für jede Phase muss eine zugehörige Testphase mit einer Abschlussfrist definiert werden (→ V-Form).
Dekomposition (Gliederung / Aufbau): Die Aufgaben auf der linken Seite werden von einer hohen konzeptionellen Ebene in Detailaufgaben heruntergebrochen (top-down)
Integration: Aufgaben auf der rechten Seite prüfen die fertige Anwendung auf verschiedenen Abstraktionsebenen (buttom-up)
V-Modelle werden häufig verwendet bei
• Projekten für Regierungsbehörden
• Hochsicherheitsprojekten im Allgemeinen
Vorteile | Nachteile |
Anwendbar auf große und komplexe Systeme | Strenge Phasen |
Detaillierte Spezifikationen, Rollendefinitionen, Ergebnis-Muster | Frühes Commitment für einen Plan (der flexibel ist – siehe Rückkoppelung in den Vorteilen) |
Qualitätsorientiert | Tests beginnen relativ spät (im Verhältnis zu agilen Modellen) |
Planbar | Nicht selbsterklärend: Die Teilnehmer müssen geschult werden, um dem Modell zu folgen |
Wiederholbar: Rückkoppelung und Anpassungen sind im Modell systematisch vorgesehen |
Spiral Model
Das Spiralmodell ist ein iteratives Vorgehensmodell in der Softwareentwicklung. Es kombiniert Elemente des klassischen Wasserfallmodells und des iterativen Wasserfallmodells und legt besonderen Wert auf das Risikomanagement. Es hat zudem einige Komponenten, die den agilen Projektmanagementmethoden ähnlich sind (Inkremente, Iterationen, basierend auf Erfahrungen weitere Zyklen planen).
Da es aber strenge Phasen hat, gehört es noch zu den plangesteuerten Projektmanagementmethoden, allerdings mit klaren agilen Bestandteilen:
Phasen des Spiralmodells:
1. Festlegung von Zielen: Definition der Projektziele, Anforderungen und Rahmenbedingungen.
2. Risikobewertung: Identifikation und Bewertung von Risiken, sowie die Entwicklung von Strategien zur Risikominderung.
3. Entwicklung und Test: Umsetzung der Anforderungen und Durchführung von Tests.
4. Planung des nächsten Zyklus: Basierend auf den Ergebnissen der vorherigen Phasen wird der nächste Zyklus geplant.
Das Spiralmodell ist besonders geeignet für große und komplexe Projekte, da es Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bietet und gleichzeitig das Risiko eines Scheiterns reduziert.
Vorteile | Nachteile |
Inkrementell | Wiederholung von Phasen im Sinne der Plansteuerung |
Flexibel | Prototypen erfordern möglicherweise eine völlig neue Entwicklung |
Brauchbares Produkt nach kurzer Zeit, Projekte mit systematischem Prototyping | Hoher Verwaltungsaufwand |
Jeder Zyklus führt zu Verbesserungen | Je mehr Spiralen, desto höher die Projektkosten im Sinne der Plansteuerung |
Geeignete für große Projekte | |
Systematische Risikoanalyse und Risikominimierung |