|

Im Einkauf wird das Geld verdient

„Im Einkauf wird das Geld verdient!“ Das gilt in der industriellen Fertigung in einem noch höheren Maße als in anderen Wirtschaftsbereichen, denn der Anteil der Beschaffungskosten gemessen an den Gesamtkosten in der industriellen Fertigung liegt bei weiter über 50 %.

Es ist viel leichter durch die Senkung von Materialkosten im Einkauf Gewinne zu erwirtschaften als durch die Erhöhung der Margen im Vertrieb. Dies verdeutlicht folgendes konkretes Beispiel:

  • Kostenwirkungen der Beschaffung am Beispiel einer Materialkostenreduzierung:
    Eine Kostenreduzierung wirkt sich auf den Materialkostenanteil aus, der in einem Produkt enthalten ist. Da der Gewinn die Differenz aus Umsatz – Kosten ist gilt:
    Reduziert die Beschaffung Kosten so hat dies eine direkte Auswirkung auf den Gewinn.
     
  • Abhängigkeit der Gewinnermittlung vom Materialkostenanteil
    Da die Materialkostenentwicklung eine Auswirkung auf den Gewinn hat, besteht die Möglichkeit die Auswirkung einer Umsatzsteigerung auf den Gewinn zu vergleichen mit der Auswirkung einer Materialkostenreduktion auf den Gewinn:
    • Vergleichbare Umsatzsteigerung zu einer Materialkostenreduzierung
      in Abhängigkeit vom Materialkostenanteil am Umsatz
      bei einer Umsatzrendite vom 5 %
  • Umsatzrendite ist der Anteil des Gewinns am Umsatz (U-Rendite in % = Gewinn / Umsatz * 100)
    Umsatzrendite von 5 % bedeutet: von 1 € sind 0,05 Cent Gewinn (Gewinn / Umsatz * 100 = 5%
  • Wenn somit folgende Daten bekannt sind
    1. die Umsatzrendite in % (R
      oder der Gewinn und der Umsatz (Rendite R = Gewinn/Umsatz * 100)
       
    2. der Materialkostenanteil in % vom Umsatz (Mk)
       
    3. die Reduktion der Materialkosten in %  (E)

      so kann der Gewinnbeitrag der Materialkosten in % -ausgewiesen als adäquate Umsatzsteigerung– (GB) berechnet werden.

GB-% = (Mk-% * E-%) / R-%

  • Dabei wird mithilfe von %-Werten (Verhältniswerten)
    R-% – Verhältnis Gewinn zum Umsatz (Umsatz = 100%)
    MK-% – Verhältnis der Materialkosten zum Umsatz (Umsatz = 100%)
    E-% – Reduzierung der Materialkosten in % der alten Materialkosten (alte MK = 100%)
  • GB-% – Gewinnbeitrag der Materialreduzierung, ausgewiesen als adäquate Umsatzsteigerung wird errechnet, wobei GB die prozentuale Umsatzsteigerung ist, die durch die Materialkostensenkung generiert wird

    Diese Berechnung ist sinnvoll, um die Wirkung der Materialkostenreduktion auf den Gewinn im Verhältnis auf die Umsatzsteigerung auf den Gewinn berechnen zu können, ohne die konkreten Materialkosten und den konkreten Gewinn zu kennen.
  • Annahmen:
    Materialkosten-Anteil (am Umsatz) Mk: 40%
    Umsatz = 100.000
    Umsatzrendite (R) = Gewinn / Umsatz * 100 = 5%
    Reduzierung Materialkosten (E) um 2 %

    Beweis der Richtigkeit der Annahme, dass 2 % der Reduktion der Materialkosten sich auf den Gewinn genauso auswirkt wie eine Steigerung des Umsatzes um 16%:
  • konkrete Materialkosten = Umsatz * Mk = 100.000 * 0,4 = 40.000 €
  • Gewinnsteigerung durch Materialkostenreduzierung um 2 % :
    konkrete Materialkosten * E/100 = 40.000 * 0,02 = 800,0 €
    wenn man die konkreten Materialkosten kennt.
  • GB = (0,4 * 0,2) / 0,5 = 0,16
    Gewinn = 100.000 / 100 * 5 = 5.000
    Gewinnsteigerung (GB) = 5.000 * 0,16 = 800,0 €
    Einsatz des ermittelten Gewinnbeitrags zur Ermittlung der Gewinnsteigerung kommt zum gleichen Ergebnis.
     
    Weitere Implikationen für das genannte Beispiel:
    • Sinkt die Umsatzrendite (R) bedeutet dies, dass zu einer Materialkostenreduzierung um 2 % eine Umsatzsteigerung größer 16% äquivalent ist
    • Sinkt der Materialkosten-Anteil am Umsatz (Mk), so ist zu einer Materialkostenreduzierung um 2% eine Umsatzsteigerung kleiner 16% äquivalent

Viele Unternehmen vernachlässigen den strategischen Einkauf und verschwenden so jedes Jahr sehr viel Geld. Business Intelligence schafft Transparenz und ermöglicht die Generierung richtiger Entscheidungsgrundlagen. Allerdings müssen diese Instrumente richtig eingesetzt werden, um die Effektivität in Disposition, Materialwirtschaft und Beschaffung zu erhöhen.

Materialkostenreduzierung und Return on Invest

Auswirkung einer Materialkostenreduzierung um 4% auf den ROI (siehe ROI ist die Kapitalrentabilität bezogen auf eine bestimmte Investition)

Durch die Reduzierung der Materialkosten von 50 GE der Selbstkosten auf 48 GE (das entspricht einer prozentualen Materialkostenreduzierung von 4% (50 = 100 % => 2 / 50 * 100 = 4 %) wird der Return on Invest (Gewinn / eingesetztes Kapital) von 14,28% um 5,73% auf 20,01% ROI erhöht unter sonst gleichen Umständen, d.h. wenn der Umsatz und auch allen anderen Parameter gleichbleibend sind.

Ähnliche Beiträge

  • |

    Ziele der Beschaffung

    Ziele der Beschaffung Bedeutung der Bestimmungsgrößen des Beschaffungsmanagements Bestimmungsgrößen der Beschaffung stellen Faktoren dar, die in der Regel  Bestimmungsgrößen der Beschaffung das Handeln der Beschaffung in Art und Umfang. Bestimmungsgrößen der Beschaffung sind Ziele (eines Unternehmens). Ziele Strategische und operative Ziele der Beschaffung Interne Rahmenbedingungen Strukturmerkmale von Unternehmen sind Größen, die längerfristig festgelegt sind und…

  • Plangesteuertes Projektmanagement

    Prozesse und Projektmethoden spielen bei der Implementierung von funktionsübergreifenden Querschnittsystemen (hauptsächlich ERP, aber auch CRM, MES, Workflow-Systeme und ähnliche Software) eine tragende Rolle. Alleine beim Thema Projektmanagement, d.h. bei der Planung, Steuerung, Ausführung und Überwachung auf Aufgaben, die in einem solchen Vorhaben anfallen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Es gibt plangesteuerte und agile Projektmanagementmethoden….

  • Rational Unified Process

    Der Rational Unified Process (rational vereinheitlichter Prozess) ist ein phasenorientierter, inkrementeller und iterativer Ansatz zur kommerziellen Software-Implementierung. Es werden vier Phasen unterschieden:  Phasen des Rational Unified Process – Iterative Entwicklung Der Geschäftswert wird inkrementell in zeitlich begrenzten, disziplin- übergreifenden Iterationen geliefert. RUP-Prozess Jede Phase RUP-Prozess – Technische Arbeitsabläufe Der „Rational Unified Process“ (RUP) unterteilt die…

  • |

    Ausgestaltung Promotion

    Für die Ausgestaltung von Kommunikationsaktionen im Promotion gibt es folgende Elemente zu berücksichtigen: In folgenden Abschnitten finden sich Beispiele mit welchen verdeutlicht wird, welche Elemente eingesetzt werden für Promotionaktionen. Abstrakt betrachtet ist es wenig spannend die Möglichkeiten der Ausgestaltung von Werbeaktionen aufzuzählen. Daher werden diese Beispiele aufgezählt, die in keiner Weise bewertet werden. Sie dienen…

  • |

    Auftragsmanagement

    Auftragsmanagement ist die unternehmensübergreifende Kooperation und Zusammenarbeit von Lieferanten, Produzenten und Kunden in Form eines Netzwerks zur Maximierung des Kundennutzens. Dabei übernimmt die Logistik die Planung, Steuerung und Kontrolle der Materialien und aller dazugehörigen Informationen. Auftragsmanagement wird häufig auch Supply Chain Management genannt. Die zunehmende globale Unternehmensumwelt führt zu einer hohen Komplexität innerhalb der Supply…

  • |

    Losgrößenplanung der Prozess- und Durchführungsplanung

    Bei einigen Produktionstypen werden ähnliche Produkt gefertigt. Dabei kann es ökonomisch sinnvoll sein, mehrere Produkte zu einem Fertigungslos zusammenzufassen. Fertigungslose spielen vor allem bei Serien- und Sortenfertigung eine Rolle, bei Einzelfertigung gibt i.d.R das Los 1 („keine Losgröße“). Auch bei segmentierter Produktion (ein Produktionsapparat je Erzeugnis) gibt es keine rüstabhängigen Lose. Fertigungslose sind Mengen von…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert